Januar 16

Eine Legende des Heiligen Franziskus

 

Die Menschen in der Stadt Gubbio leben in Angst und Schrecken. Seit Monaten streift in der Gegend ein wilder Wolf umher, der nicht nur die Tiere frisst, sondern auch die Menschen anfällt. Die Menschen haben darum so viel Angst, dass sie nicht einmal  mehr den Mut haben, die Stadt zu verlassen. Überall, hinter jeder Ecke, sehen sie den bösen Wolf. Natürlich sollte man den Wolf, den Inbegriff des Bösen töten, liquidieren, dann hätte man Ruhe – meinen sie.
Franziskus, der mit den Leuten Mitleid hat, weist ihnen einen anderen Weg. Er durchbricht das Denkmuster der angst- und hasserfüllten Bürger. Obwohl ihn die Bürger davon abhalten wollen, sucht er den Wolf auf und redet mit ihm. Er redet ihn nicht als satanische Bestie an, sondern als «Bruder», als Mitgeschöpf Gottes.
Der Wolf honoriert dies und fällt ihn nicht an, sondern hört ihm erst einmal neugierig zu:
«Ich will Frieder stiften», verkündet ihm der Heilige Franziskus. Er macht dem Wolf einen Vorschlag, der das Übel bei der Wurzel packt. Franziskus sieht nämlich, dass der Wolf hungrig und ausgezehrt ist und nur zum Überleben in der Gegend von Gubbio seine Beute sucht. Er schlägt ihm darum vor, mit der Stadt ein Friedensabkommen zu schliessen, das beiden Seiten dient – die Stadtbewohner sollten ihm fortan zu fressen geben und er dürfte sie nicht mehr ängstigen.
Der Wolf findet diesen Vorschlag überzeugend, nickt mit dem Kopf und reicht Franziskus zum Gelöbnis die Pfote.

Zusammen gehen sie auf den Marktplatz und verkünden den erleichterten Bürger den Frieden. Der Wolf – so will die Legende – lebte noch 2 Jahre in Gubbio. Er wurde liebevoll von allen gefüttert, bis er an Altersschwäche starb.

 

Eine aktuelle Legende!

   
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